Perspektiven schaffen – drogenfrei leben – nachhaltig wirtschaften

Der Maus-Türöffner-Tag

Als vor gut einem Jahr unser Hofcafé eröffnet wurde, sprach mich Frau Wagner, Leiterin der Fachstelle ländlicher Raum und Verbraucherschutz im Kreis Marburg-Biedenkopf, an, ob wir Interesse hätten, gemeinsam mit dem Kreis den Maus-Türöffner-Tag am Tag der deutschen Einheit auf Hof Fleckenbühl zu veranstalten.

Dem Kreis die Hand zu reichen, um gemeinsam eine Veranstaltung zu planen, war eine große Freude, nur, was ist ein Maus-Türöffner-Tag? Offene Häuser, Hoffeste, Märkte, das sind die Veranstaltungen, an denen wir die Türen für interessierte Besucher öffnen.

Die Maus, von der wir sprechen, ist die berühmteste aller Mäuse, zumindest in Deutschland. Seit über 40 Jahren erklärt sie Kindern im Fernsehen, wie die uns umgebenden Dinge funktionieren. Seit einigen Jahren hat sie sich den dritten Oktober geschnappt, um Kindern in ganz Deutschland die Türen zu öffnen und sie hineinzulassen in die spannenden Orte, an denen Kinderfragen beantwortet werden.

Bei den ersten Planungstreffen wurde das Ziel formuliert, dass die Veranstaltung möglichst klimaneutral sein sollte, was natürlich nicht ganz gelingen kann. Veranstaltungen dieser Größenordnung klimaneutral zu gestalten, scheitert schon an der Anreise der Besucher, zudem sind die vorhandenen Messinstrumente und Berechnungsgrundlagen viel zu labil, um die Aussage “klimaneutrale Veranstaltung” vertreten zu können.

Alles Messbare messen, die Ergebnisse sichten und interpretieren. Und vor allem jede Aktion zum Maus-Türöffner-Tag auf den geringst möglichen Ressourcenverbrauch zu überprüfen, wurde zu unserer gewählten Vorgabe, mit dem Ziel, eine weitgehendst klimaneutrale Veranstaltung hier im Kreis zu gestalten.

Vieles ist dabei in Fleckenbühl schon bewährt:

Mehrweg-Geschirr oder Teller aus Bananenblättern für Biogasanlagen, Spülmaschinen mit Wärmerückgewinnung, Mehrweg-Getränkeflaschen und unsere landwirtschaftlichen Produkte in Demeter Qualität.

Doch wo kommen die weiteren Zutaten für die Stände auf unseren Märkten her? Natürlich sind sie ökologisch erzeugt, doch wie viele Kilometer haben sie zurückgelegt, bis sie von unseren Besuchern genossen werden?

Ein Null-Kilometer-Essen war eine Innovation, die der Kreis durch Herrn Weber einbrachte, und die von uns mit Freude umgesetzt wurde. Bratkartoffeln mit Kräuterfrischkäse, ein alter Klassiker mit enormem Nachhaltigkeitspotential. Mit einem 40-Kilometer-Essen integrierten wir zusätzlich die Gärtnerei unserer Jugendhilfe. Kürbisragout – für Fleckenbühler ein herbstlicher Wiederkehrer in der Ernährung, für viele Besucher ein kulinarischer Genuss inklusive Nachhaltigkeitspädagogik. Auf Fleischgerichte verzichteten wir ganz.

Weitere Messschwerpunkte waren die Gewichte der Müllmengen und der Energie- und Wärmeverbrauch.

Ein Elektroshuttle holte Besucher vom Bahnhof ab. Viele Familien reizte genau diese Fahrt zu einem Besuch des Maus-Türöffner-Tages. Vielleicht ist es gelungen, weiteren Veranstaltungen im Kreis als Idee zu dienen und gemeinsam den Weg hin zu klimaneutralen Veranstaltungen zu gehen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema des Maus-Türöffner-Tages: die Kinder. Bei knapp 3.000 Besuchern waren an die 1.000 Kinder auf dem Hof. Ein überwältigendes Bild. All die Kinder zu erleben, wie sie auf unsere Schlepper klettern, im Stroh spielen, Kartoffeln aus der Erde buddeln, Kuchen backen, staunend beim Melken und Käsen zuschauen. Und überall war die Maus dabei. Sie war der Star, wenn auch nur als kindsgroße Plüschfigur. Die vielen Erwachsenen, die sich bemühten, die Fragen der Kinder zu beantworten, kamen öfter an ihre Grenzen. Kindliche Kompetenz in Nachhaltigkeitsfragen ist nicht zu unterschätzen. Kindliche Fragen kindgerecht zu beantworten ist eine weitere ungewohnte Herausforderung. Dies merkte auch unser Käser Robin, der mehrmals am Tag 20 Kinder durch die Käserei und den Käsekeller führte. Am Abend sahen wir ihn erschöpft und zufrieden. Käser sein kann mehr bedeuten als Käse machen. Käser sein heißt auch Tradition und Handwerk zu vermitteln.

Ein großer Mülllaster mitten auf dem Hof beschrieb das wichtige Thema der Mülltrennung. Ganz besonders mutige Kinder durften den Hebel bewegen, der mit großem Getöse dafür sorgt, dass die großen Mülltonnen im Laster entladen werden.

Fragten wir die Kinder, was sie einmal werden wollen, gab es fast nur zwei Antworten: Bauer oder Müllfahrer

Ein toller Tag.

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